-Der Anschlag auf „Charlie Hebdo“ aus Sicht der Kunsthochschule-

Die internationale Solidarität angesichts des Terrors ist ein großartiges Zeichen. Es bleibt die Hoffnung, dass dieser sowohl religiöse als auch politische Grenzen einreißende Einheitsgedanke lebendig bleibt. Denn es gilt, einen unserer höchsten Werte zu verteidigen: Die Freiheit ist bedroht! Der unmenschlich brutale Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ ist ein Anschlag auf die Freiheit. Der feige Mord an 12 Journalisten bedroht die freie Meinungsäußerung und die Freiheit der Kunst.

Wir an der Kunsthochschule reagieren mit besonderem Schrecken und Entsetzen, denn auch die Muthesius Kunsthochschule ist ein Ort für Zeichnerinnen und Karikaturisten. Der Terror zielt direkt auf uns, er trifft uns im Kern unseres Selbstverständnisses.

Für alle, die mit der Kunst leben, hat die Freiheit eine besondere Bedeutung: Im Zentrum unserer Arbeit steht die Kunst, im Zentrum stehen das Künstlerische und das Gestalterische, das Schaffende und die Produktivität. Um diese Mitte bewegt sich das grundsätzliche Verhältnis von Theorie und Praxis. Dieses Wechselverhältnis nun ist ein permanenter Prozess, eine kreisende Bewegung um das von der Kunst ausgehaltene Zentrum. Es ist Freiraum nötig, um sich zu bewegen. Deshalb ist die erste Bedingung der Kunst: Freiheit!

Neben diesem fürchterlichen Anschlag von Außen droht eine zweite Gefahr. Eine große Gefahr für die Freiheit nämlich kommt von Innen. Von denjenigen, die nun mit großen Gesten auf den Plan treten und meinen, für eine Ausweitung der Sicherheitszone könne, dürfe und müsse die Freiheit eingeschränkt werden. Überwachung aber ist ein natürlicher Feind: Wer überwacht wird oder sich nur überwacht fühlt, der denkt und handelt auch nicht mehr frei.

Aber es gilt, zu handeln. Es ist unsere Pflicht, uns öffentlich zur Freiheit zu bekennen. Neben diesem Bekenntnis allerdings sollte das Handeln gerade darin bestehen, genau so weiterzumachen wie bisher, genau so frei und tolerant, genau so kritisch und humorvoll, genau so furchtlos!

Dr. Arne Zerbst