Beim diesjährigen Mia-Seeger Preis sind die beiden Hauptpreise sowie eine besondere Anerkennung Projekten von Studierenden des Industriedesigns der Muthesius Kunsthochschule zugesprochen worden. Die Bachelor-Thesis-Projekte wurden von Prof. Detlef Rhein und Prof.in Dr. Rosan Chow betreut. Sie werden feierlich in Ludwigsburg
übergeben:
1. Hauptpreis (6.000,- Euro): „Urbaner Warentransport: Autonome Fahrzeuge im Stadtkontext“ von Kai Willenbrock (Thesis 2015)
2. Hauptpreis (4.000,- Euro): „FARMOR, körpersynchrone Atemunterstützung für Kinder bei Nacht“ von Stefanie Kraut (Thesis 2014)
Besondere Anerkennung: „VOENIX: Waldbrand kultivieren“ von Danny Stoermer (Thesis 2014)
Ergebnisse Mia Seeger Preis 2015
Im Rahmen von Focus Open
Für den diesjährigen Mia Seeger Preis reichten Studenten von 27 deutschen Hochschulen insgesamt 68 Exponate und Produkte ein. Studien- und Diplomarbeiten als 3D-Modelle oder grafische Darstellungen, visuell dokumentarisch aufbereitet, hatten sich dem kritischen Urteil der Jury zu stellen.
Zur Teilnahme eingeladen waren Studenten und Absolventen an deutschen Hochschulen aus gestalterischen Studiengängen mit Studien- und Abschlussarbeiten, die in den Jahren 2013 bis 2015 entstanden sind.
Durch einen großzügigen Beitrag des Rat für Formgebung war es der Stiftung möglich, den Mia Seeger Preis 2015 mit insgesamt 10.000 € auszuloben.
Am 18. März wurde über die eingereichten Arbeiten entschieden. Die Jury sprach insgesamt 2 verschieden hoch dotierte Preise sowie zusätzlich 4 Anerkennungen aus. Der soziale Nutzen sowie die Nachhaltigkeit der Produkte spielte neben den üblichen Designkriterien eine entscheidende Rolle.
An der Jury wirkten in diesem Jahr mit:
Prof. Karin Kirsch, Vorsitzende des Stiftungsbeirats, Stuttgart
Elke Weiser, Designerin, Weiser_Design, Stuttgart
Christian Rogge, Senior Industrial Designer, Lunar Europe GmbH, München
Armin Scharf, Freier Journalist, zwomp.de, Tübingen
Oliver Stotz, Industriedesigner, stotz-design.com, Wuppertal
Zur Mia Seeger Stiftung
Mia Seeger (1903 – 1991) war die „Grande Dame“ des Design. Mit der Weißenhofsiedlung 1927 in Stuttgart begann ihre Laufbahn. Bald war sie an weiteren Ausstellungen des Deutschen Werkbundes beteiligt. Die Bundesrepublik hat sie vielfach als Kommissarin zu Triennalen in Mailand entsandt und zur ersten Leiterin des Rat für Formgebung berufen, den sie zwölf Jahre lang führte. Sie war selbst keine Designerin, sondern Design-Vermittlerin und -Beraterin. 1986 rief sie die nach ihr benannte Stiftung ins Leben, deren Zweck die Bildung junger Gestalterinnen und Gestalter ist. Namhafte Sponsoren aus der Wirtschaft haben sich ihren Zielen angeschlossen.
Mit der Absicht, besonders den Nachwuchs im Design zu fördern und ihn dabei zur Auseinandersetzung mit sozialen Fragen aufzufordern, schreibt die Stiftung jährlich den Mia Seeger Preis unter dem Motto „was mehr als einem nützt“ aus. Preise und Anerkennungen beim Mia Seeger Preis sind hervorragende
Referenzen für junge Designer, die unter anderem den Weg in den Berufseinstieg ebenen können. Die Publi-kation im weltweit vertriebenen Jahrbuch sowie die Präsentation der ausgewählten Exponate bieten neben der finanziellen Förderung ein zusätzliches Plus für die ausgezeichneten Juniordesigner.
Preisverleihung in Ludwigsburg im Rahmen von „Focus Open“:
16. Oktober 2015, 19 Uhr
Ausstellungslaufzeit:
17. Oktober bis 22. November 2015
Die Beiträge im Einzelnen:
Mia Seeger Preis 2015
Urbaner Warentransport – Autonome Fahrzeuge im Stadtkontext
Entwurf
Kai Willenbrock
D-24116 Kiel
k.willenbrock@googlemail.com
Studium/Hochschule
Industriedesign, Bachelor of Arts
Muthesius Kunsthochschule Kiel
Betreuung
Prof. Detlef Rhein
Prof.in Dr. Rosan Chow
Die Städte ersticken bald am Warenverkehr. Mit autonomen Transportern, Lastenrädern und kommunikationsfähigen Containern im Europaletten-Format, mit über die Stadt verteilten Hubs und flexibler Routenplanung ließe sich noch was machen. Im Depot am Stadtrand mit angelieferter Ware befüllt, nimmt der Container den erstbesten Transporter ins Zentrum. Unterwegs wechselt er nach Bedarf an geeigneten Hubs die Route. Nebenbei tankt er dort Energie, die dann seinem Fahruntersatz zugute kommt. Beim letzten Hub ist er am Ziel, oder ein Lastenradfahrer übernimmt ihn und kümmert sich um die kleinteiligere Zustellung.
Jury:
Ein glasklarer Entwurf, schnurgerade vorgetragen. Kühn das Ziel: mit weniger Verkehr mehr Warentransport. Klug die Strategie: Wandel bei laufendem Betrieb – nach und nach lösen die neuen Container-Transporter die alten Lastautos ab. Mäßiger Aufwand und Platzbedarf für die Hubs, geschickt eingebundenes Energiemanagement, komfortables Rangieren der Container, Behälterwände als kommunizierende Flächen, Weg- und Geschwindigkeitsanzeigen auf der
Fahrbahn – das alles sind innovative Merkmale und gescheite Maßnahmen, in die vorhandene Infrastruktur sich einzufügen, sie dann aber auch umzukrempeln, zum Nutzen der Stadt.
Mia Seeger Preis 2015
FARMOR – Kinder-Respirationshilfe für die Nacht
Entwurf
Stefanie Kraut
D-24116 Kiel
stefaniekraut@gmx.de
Studium/Hochschule
Industriedesign, Bachelor of Arts
Muthesius Kunsthochschule Kiel
Betreuung
Prof. Detlef Rhein
Prof.in Dr. Rosan Chow
Ein Kind leidet, seine Lunge ist zu schwach. Ohne Beatmung bei Nacht geht es nicht. Vor dem Einschlafen legt es eine Maske an, deren Rand, die Haftkraft des Geckos nachahmend, sich sanft um Mund und Nase schließt. Von der Maske geht ein 5-Kanal-Schlauchband nach oben, dort flexibel geführt, zur Versorgungs-brücke, die sich über das Kopfkissen spannt. Unter der Aufpolsterung sitzen die notwendigen Technikkomponenten, auf der Rückseite, für das Kind unzugänglich, die Anschlüsse zur Wand. Die Neigung lässt sich auf die Größe des Kindes einstellen.
Jury:
Zu Recht hat ‚Farmor‘ zwei Gesichter. Tagsüber abgesenkt am Kopfende des Bettes liegend, fällt es im Trubel des Kinderzimmers nicht weiter auf. Nachts aber schafft es, einem Baldachin gleich, einen Raum der Geborgenheit, in dem das Kind darauf vertrauen darf, dass so viel, als es ermessen kann, für seine Gesund-heit, sein Wohlergehen und seine Bequemlichkeit gesorgt ist. Eine kleine nächtliche Szenerie tut sich auf: aus der Kulisse die Zuleitung von heilendem Odem, und in der Bühnenmitte findet die kleine Hauptperson erholsamen Schlaf.
Mia Seeger Preis 2015 ─ Anerkennung
VOENIX – Vegetationsbrände kultivieren
Entwurf
Danny Stoermer
D-24116 Kiel
danny-stoermer@muthesius.de
Studium/Hochschule
Industriedesign, B.A.
Muthesius Kunsthochschule Kiel
Betreuung
Prof. Detlef Rhein
Prof.in Dr. Rosan Chow
46 Prozent aller Ökosysteme bedürfen des Feuers zur natürlichen Regeneration. Mit ‚Voenix‘ gilt es, die verlorene Kulturtechnik des Feuerlegens wiederzubeleben. Auf einer Lichtung steht ein Turm, der Regen- oder Grundwasser und Energie sammelt und walzenförmige, keramikgepanzerte Module mit Wasser, Strom und Brandgranulat versorgt. Bei passendem Wetter schwärmen die Module in den Wald aus, zündeln oder löschen, wie es das umweltreaktive System vorgibt. Ihr Zusammenwirken gestaltet den Brand – unter Beobachtung des Waldhüters aus sicherer Entfernung.
Jury:
Ein kontrolliertes Gegenfeuer legen – so lautet die Zauberformel, wenn beim Waldbrand Löschen nicht mehr hilft. Daraus ist die intelligentere Strategie abgeleitet, dem Großfeuer mit lokalen Kleinfeuern zuvorzukommen. Das entworfene System kann jetzt auch flexibel auf Vegetationsfortschritte bestimmter Pflanzenarten, auf Sturmschäden, auf den Anfall brennbarer Biomasse oder auf Großwetterlagen reagieren. Derart veranstalteter milder Waldbrand vitalisiert das Ökosystem und beugt verheerenden Feuersbrünsten vor.