Muthesius Kunsthochschule Kiel Ästhetik
WiSe 2015/16 Prof. Dr. Norbert M. Schmitz
Auf Einladung
von Prof. Dr. Petra Maria Meyer
Prof. Dr. Martin Zenck
(Institut für Musikforschung Univ. Würzburg)
„Zwischenräume – Über-Räume.
Räume des Imaginären im Musiktheater von Mark Andre und Manos Tsangaris
Mit Klang- und Videobeispielen aus „wunderzaichen“ von Mark Andre und der Karl-May-Oper von Manos Tsangaris
Nach dem ersten spatialen turn, der durch spiralförmige und heterotope Raumkonzeptionen gekennzeichnet war, ist nun gegenwärtig ein zweiter eingetreten, welcher durch bestimmte „Zwischenräume“ und interferierende Über-Räume gekennzeichnet ist. Darauf verweist u. a. der 2012 erschienene Band Bewegen im Zwischenraum (hg. v. Uwe Wirth, Kadmos Verlag, Berlin). Der eine, welcher in eigentümlicher Weise Anleihen bei philosophischen und architekturalen Zwischenräumen (Jean-Luc Nancy, Carlo Scarpa und Renzo Piano) macht wie bei Mark Andre, dessen besondere Aufmerksamkeit dem „Dazwischen“, dem „Zwischen“ und „Inter“ von Zwischenzeiten und Zwischenräumen gilt; der andere bei Manos Tsangaris, der in seinem jüngsten Musiktheater „Karl May“ mit dem vielleicht anstößigen Untertitel „Raum der Wahrheit“ viel-fältige Raum-Konzepte zu einem Über-Raum verschachtelt. Mein Vortrag befasst sich mit diesen beiden höchst aktuellen denk- und projektions-Formen von Räumen bei Mark Andre und Manos Tsangaris diesseits und jenseits euklidischer und nicht-euklidischer Räume. Dies geschieht wesentlich anhand der beiden Inszenierungen an der Staatsoper Stuttgart und an der Semper-Oper Dresden. In zwei Exkursen werde ich mich dann dem „Imaginären“, weiter verschiedenen Raum-Begriffen und der Eröffnung entsprechender „Räume des Imaginären“ im Anschluss an Wolfgang Iser zuwenden.
Martin Zenck, Prof. Dr., an der Universität Würzburg im Institut für Musikforschung mit dem Schwerpunkt „Aesthetik, Medien, Neue Musik“, arbeitet seit Jahren einmal am Schwerpunkt „Aisthesis“ über Wahrnehmungs- und Erkenntnisleistungen der Künste, über den ein Buchprojekt mit dem Titel „Der Sinne der Sinne. Zu einer Anthropologie der Musik“ in Vorbereitung ist; zum anderen an einem ausgesprochenen Frankreich-Schwerpunkt über Michel Foucault, Gilles Deleuze, Roland Barthes und Jacques Derrida. Am 22. 2. 2013 erhielt er zusammen mit der Komponistin Isabel Mundry den „Happy New Ears“-Preis der Hans-und Getrud-Zender Stiftung in der Bayerischen Akademie der Künste. Die Doppel-Laudatio hat der Berliner Philosoph Dieter Mersch gehalten, die auch in der NZfM veröffentlicht wurde. Im Springsemester 2013 hat er eine Gastprofessur an der University of Chicago wahrgenommen. Im Druck befindlich ist nach über zehnjähriger Arbeit ein Buch über Pierre Boulez mit dem Titel: Pierre Boulez. Die Partitur der Geste und das Theater der Avantgarde, das im Umfang von 900 Seiten im Frühjahr 2016 in Wilhelm-Fink Verlag (Paderborn) mit einem Geleitwort des Philosophen Dieter Mersch erscheinen wird. In Vorbereitung ist weiter ein Forschungsband über „Intermedialität von Bild und Musik“, der in der Doppelpräsentation der beiden Disziplinen der Musikwissenschaft und der Kunstgeschichte – von Elisabeth Oy-Marra, Klaus Pietschmann, Gregor Wedekind und Martin Zenck herausgegeben – , ebenfalls im Fink-Verlag im Frühjahr 2016 erscheinen wird. Zwei Buch-Projekte sind schließlich in längerer zukünftiger Vorbereitung: eines über den Exilkomponisten Eduard Steuermann auf der Grundlage der Clara- und Edward Steuermann-Collection in der Library of Congress (Washington D.C.), ein anderes über die Konzeption von architekturalen, philosophischen und musikalischen Zwischenräumen im Gesamtwerk von Mark Andre, vor allem in seiner Oper wunderzaichen.
Ort: Kesselhaus der Muthesius Kunsthochschule; Legienstraße 35, 24103 Kiel
Datum: Mittwoch, 09.12.2015
Zeit: 18:00 – 20:00