Onlineausstellung: An Imperfect Map (Will Have to Do) Landschaft ohne Horizont

Johann Haberlah, Solidago canadensis oder über den Umgang mit Invasoren, 2020/21, Bleistift auf Papier und Sound, 90 × 140 cm, 3:12 Min, Detail, Foto: Merle Voigt

An Imperfect Map (Will Have to Do) Landschaft ohne Horizont ist eine Onlineausstellung unter der Adresse http://ausstellungen.muthesius-kunsthochschule.de , in der die Studierenden Leandra Bigale, Beatrice Born, Ulrich Fischer, Johann Haberlah, Paula König, Merle Voigt, Ziqiu Zhao jeweils eines ihrer Werke zur Imperfekt Map beitragen. Kuratiert wurde die Ausstellung von Lena Johanna Reisner, initiiert und betreut von Prof. Antje Majewski.

Der Globus erscheine als ein Ball, umsponnen von einem Netz aus Längen- und Breitengraden, bemerkt Michel Serres in einem Essay über Jules Vernes Reisen. In der langen Phase der europäischen Expansion haben Kolonialmächte unter dem Paradigma der Entdeckung – gemeinsam mit den Wissenschaften – an der Erweiterung und Differenzierung ihrer Weltkarten gearbeitet. Karten und die Kartographie als eine Form der Produktion von Wissen sind nicht neutral. Sie wurden historisch eingesetzt zur Kontrolle von Raum und erleichterten die geografische Ausdehnung sozialer und politischer Systeme. Mit der Geschichte der modernen Nationalstaaten und militärischen Technologien sind sie ebenso verbunden wie mit der Definition und Ausübung von Eigentumsrechten. Mehrere künstlerische Arbeiten in An Imperfect Map (Will Have to Do) untersuchen Territorialität sowie Fragen der Planbarkeit, Gestaltung und Kontrolle von Landschaften.
Topografische Karten und Satellitenbilder haben den Blick von oben auf das, was sie zeigen, gemeinsam. Die Aufsicht auf die Oberfläche der Erde ist dabei in der Regel entweder technologisch vermittelt oder eine Abstraktion, welche den Blickpunkt an einen Ort außerhalb des Geschehens verlagert. In An Imperfect Map (Will Have to Do) wird diese Perspektive aufgegeben. Jenseits der Karte als einem Objekt und ihrer Bedeutung für eine politische Geschichte geografischer Wissenschaften beschäftigen sich die künstlerischen Arbeiten mit Praxen des Sammelns, Bearbeitens, Zusammenfügens sowie der Aufzeichnung, Notation und Spekulation. In Malerei, Zeichnung, Skulptur, fotografischen und musikalischen Verfahren werden Aspekte von Landschaft abgebildet, welche die kartografische Aufsicht verlassen, ohne dabei eine Horizontlinie ins Bild zu bringen.
In ihrem Gedicht A Map to the Next World, dem der Titel zur Ausstellung entlehnt ist, spricht die Muscogee Lyrikerin Joy Harjo von einer Karte aus Sand, die nicht bei einfachem Licht gelesen werden könne und ein Feuer in das benachbarte indigene Dorf tragen solle zur Erneuerung des Geistes. Die von Joy Harjo beschriebene Karte erscheint als ein flüchtiges Bild, das nicht unabhängig von den Menschen existiert, die für das darin enthaltene Wissen, die Erfahrung und die Orte, die sie erschließen, Sorge tragen.

Wie könnte eine unperfekte Karte aussehen, die dazu befähigt ist, dem globalen Netz aus Längen- und Breitengraden Orte und Erzählungen zu entwinden? Vielleicht würde sie produktive Leerstellen und Offenheiten erzeugen, Räume, die sich der Kontrolle entziehen, um stattdessen von Zugehörigkeit und Formen der Beziehung zu erzählen. Eine unperfekte Karte ist kein Objekt, sondern eine fortwährende, poetische Bewegung zur Orientierung in einem offenen Terrain.

An Imperfect Map (Will Have to Do): Landschaft ohne Horizont war ursprünglich als installierte Ausstellung für den Brunswiker Pavillon in Kiel geplant. In Übereinstimmung mit den geltenden Bestimmungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wurde das Projekt als digitale Ausstellung umgesetzt.

8.2.–1.4.2021
Leandra Bigale, Beatrice Born, Ulrich Fischer, Johann Haberlah, Paula König, Merle Voigt, Ziqiu Zhao
ausstellungen.muthesius-kunsthochschule.de

Beitragsfoto:

Johann Haberlah, Solidago canadensis oder über den Umgang mit Invasoren,  2020/21, Bleistift auf Papier und Sound, 90 × 140 cm, 3:12 Min, Detail, Foto: Merle Voigt

16.02.2021

Im Fokus

Im Fokus

Übergeordnetes Ziel der Muthesius Kunsthochschule in Kiel ist es, durch künstlerisch-gestalterische Entwicklungs- und Forschungsvorhaben als Kristallisationspunkt für Arbeiten und geistige Auseinandersetzungen auf den Gebieten der Kunst, der Raumkonzeption und des Designs zu wirken. Die Muthesius Kunsthochschule in Kiel als einzige Kunsthochschule des Landes Schleswig-Holstein ist nicht nur ein Ort der Ermöglichung kulturell relevant werdender Biografien, sondern mit ihrem Projektstudium auch ein Ort besonderer Experimente und Realisierungen.
 Die Profile der Masterstudiengänge stellen teilweise in der Bundesrepublik einzigartige Studienangebote und Entwicklungsmöglichkeiten für Studierende dar.

„Im Zentrum der Muthesius Kunsthochschule steht die Kunst, das Künstlerische und das Gestalterische, das Schaffende und die Produktivität. Um diese Mitte bewegt sich auch das grundsätzliche Verhältnis von Theorie und Praxis. Dieses Wechselverhältnis ist ein permanenter Prozess, eine kreisende Bewegung um das von Kunst und Design ausgehaltene Zentrum. Es ist Freiraum nötig, um sich zu bewegen. Deshalb ist die erste Bedingung für Kunst und Design an unserer Hochschule Freiheit! Zum Studium an der Muthesius Kunsthochschule gehört der Wille, diese Freiheit zu nutzen, um zu einer ebenso kreativen wie produktiven Persönlichkeit heranzureifen. So können wir unseren Studierenden persönliche Biografien ermöglichen“, verspricht Präsident Dr. Arne Zerbst.

Rund 630 Studienplätze verteilen sich zurzeit auf die Studiengänge Freie Kunst, Freie Kunst Lehramt am Gymnasium, Raumstrategien, Kommunikationsdesign und Industriedesign.

FORSCHUNG UND PROJEKTE

Das Studium an der Muthesius Kunsthochschule ist projektorientiert. Studierende werden frühzeitig ermutigt, Erfahrungen mit realen Auftraggebern zu machen. Mit dem Zentrum für Medien wurde eine  interdisziplinär arbeitende Einrichtung geschaffen, die den Studierenden dabei helfen, ihre Projekte erfolgreich zu realisieren.
Durch die Teilnahme an Exzellenzclustern zählt die Muthesius Kunsthochschule zu jenen international sichtbaren und wettbewerbsfähigen Forschungseinrichtungen, die dazu beitragen, den Wissenschaftsstandort Deutschland nachhaltig zu stärken. Zahlreiche Kooperationspartner auf lokaler, nationaler wie internationaler Ebene schätzen an der Muthesius Kunsthochschule ihre interdisziplinäre Kursstruktur sowie das persönliche Klima mit Semesterstärken von maximal 20 Studierenden – eine hervorragende Basis für Diskurse mit Innovationspotential.

INTERNATIONALITÄT

Studierende und Lehrende setzen sich jedes Semester im Rahmen interdisziplinärer Workshop-Wochen und hochschulintern organisierter, öffentlicher Symposien mit nationalen und internationalen Positionen in Kunst und Design auseinander. Internationale Dozenten sind stets Bestandteil dieser Pflichtveranstaltungen. Aus über 30 Ländern der Welt kommen junge Menschen in Kiel zum Kunst- und Designstudium zusammen. Ihr Anteil an der Studierendenschaft beträgt 14 Prozent, Tendenz steigend. Damit liegt die Muthesius Kunsthochschule weit über dem Bundesdurchschnitt.

WEBLOGS DER LEHRGEBIETE

Um die Vielfalt der Muthesius Kunsthochschule darstellbar zu machen, gibt es neben den »offiziellen« Informationsseiten (die farbige Hälfte dieser Webseite) über 40 Weblogs (die weiße Hälfte dieser Webseite), die von den einzelnen Lehrgebieten selbst gepflegt aktualisiert werden.

Für ganz Eilige haben wir hier eine kurze Bookmarkliste zusammengestellt:
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Bibliothek (Katalog und Öffnungszeiten)

 

SEMESTERZEITEN

Sommersemester 2024
Semesterzeitraum: 01.04.2024 – 30.09.2024
Vorlesungszeit: 02.04.2024 – 19.07.2024

Wintersemester 2024/2025
Semesterzeitraum: 01.10.2024 – 31.03.2025
Vorlesungszeit: 14.10.2024 – 14.02.2025
(Unterrichtsfrei 21.12.2024 – 06.01.2025)

Sommersemester 2025
Semesterzeitraum: 01.04.2025 – 30.09.2025
Vorlesungszeit: 14.04.2025 – 25.07.2025

 

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Die Muthesius Kunsthochschule tritt entschieden für die Anerkennung und Akzeptanz jeglicher Identitätskonzepte (LGBTQIA*) jenseits von binärer Geschlechterordnung und Heterosexualität ein.
(Bitte informieren Sie sich über die Gleichstellungsarbeit auf der Website der Kommission für Gleichstellung und Diversität: E-Mail: gleichstellungskommission@muthesius.de.)