Wenn in dieser Woche an der University of the Arts in Helsinki Vordenker aus Kunst und Wissenschaft, Professor*innen und Studierende aus ganz Europa zur „ELIA“-Biennale zusammenkommen, ist auch eine Delegation von der Muthesius Kunsthochschule dabei. Neben Präsident Dr. Arne Zerbst und Vizepräsident Michael Breda und Maud Zieschang vom International Office ist Regine Bruhn, Master-Studentin im Studiengang Freie Kunst, eingeladen, in einer Break-out-Session ein künstlerisches Projekt zu präsentieren.
„ELIA“ ist ein europäisches Netzwerk von Kunsthochschulen und -akademien mit mehr als 260 Mitgliedern in 48 Ländern. Es widmet sich „Exchange and Development“ – dem Austausch und der Entwicklung.
Worum es im Projekt der Muthesius Kunsthochschule geht? In „Umsonst & Draußen“, das während des Lockdowns aus dem Homeoffice entstanden ist, haben sich die Studierenden der Keramikklasse von Professorin Dr. Kerstin Abraham Baukeramiken in Berlin gewidmet. Beteiligt waren neben Regine Bruhn Paula Koch, Ann-Kathrin Poll, Sophie Luisa Dieckmann und Annette Herberts.
„Ich bin nach Helsinki eingeladen worden, weil es bei der Konferenz unter anderem darum geht, wie sich an europäischen Kunsthochschulen während der Corona-Pandemie die Lehre verändert hat“, erklärt Regine Bruhn. Sie wird „Umsonst & Draußen“ vorstellen. Denn das Projekt, das eigentlich bei einer Exkursion in Berlin entstehen sollte, hat sich durch die Corona-Einschränkungen wieder und wieder verändert. Aus einer Baukeramik-Stadtwanderung durch die Hauptstadt wurde eine Online-Recherche. Aus der großen weiten Welt die Enge des eigenen Zimmers. Aus einem gemeinschaftlichen Klassenprojekt wurde eine künstlerische Arbeit nach striktem Stundenplan, damit sich die Studierenden während des Lockdowns in der Keramikwerkstatt nicht begegnen. Aus dem Miteinander wurde ein Nacheinander.
Wenn Regine Bruhn nach Finnland reist, hat sie ein Stück Berliner Baugeschichte dabei. „Ich habe 100 keramische Miniaturen in meinem Koffer“, sagt die Master-Studentin. Nachgebildet haben die Studierenden neben vielem anderen Elemente von Straßenlaternen aus Friedrichshain, Gestaltungsdetails aus U-Bahnhöfen, das Terracotta-Relief des Roten Rathauses oder auch das von Hermann Muthesius mitgestaltete heutige Justizministerium in Berlin-Mitte. Auch Kommunikationsdesign-Studierende von Professorin Annette Le Fort und Professor André Heers waren involviert: „Neben der Publikation, die die einzelnen Arbeiten vorstellt, haben uns die Kommunikationsdesign-Studierenden Anna Kaune, Merle König und Svea Schröder eine große Stadtkarte gestaltet, auf der man die Lage der einzelnen Elemente ablesen kann“, erklärt Regine Bruhn. Anhand dieser Karte haben die Studierenden der Keramikklasse inzwischen auch ihre Stadtwanderung in Berlin auf den Spuren der Baukeramik nachgeholt. Ihre Arbeiten hat das Keramik- und Ofenmuseum im brandenburgischen Velten angekauft und zeigt sie in einer Dauerausstellung.
„ELIA“, das europäische Netzwerk für künstlerische Bildung, vertritt rund 300.000 Studierende aller künstlerischen Disziplinen. Die Konferenz in Helsinki ist ein offener Erkundungsraum für alle, die sich mit höherer Kunstausbildung beschäftigen. In Workshops, Keynotes, Präsentationen, Installationen, Performances, Experimenten und Rollenspielen sollen neue Räume erkundet und neue Arbeitsweisen gesucht werden.
– Die Publikation: „Umsonst & Draußen – Baukeramiken in Berlin aus dem Homeoffice“, 237 Seiten, ist in Kooperation mit dem Ofen- und Keramikmuseum Hedwig Bollhagen im Verlag der Muthesius Kunsthochschule erschienen. Sie ist erhältlich für 10 Euro bei Katja Beilfuß: kbeilfuss@muthesius.de
– Auch für die Publikation „Keramik in Berlin, Brandenburg und Europa – Produktion, Innovation, Handel und Sammlungsgeschichte“, einen Sonderband des Denkmalamts Berlin, der am Mittwoch, 14. Dezember, in Berlin vorgestellt wird, hat Regine Bruhn einen zehnseitigen Artikel über das Projekt der Keramikklasse geschrieben: https://www.berlin.de/landesdenkmalamt/aktivitaeten/kurzmeldungen/2022/einladung-zur-buchvorstellung-am-14-dezember-2022-keramik-in-berlin-brandenburg-und-europa-1261203.php
