Herzlichen Glückwunsch an Oswald Egger: Der Professor für Sprache und Gestalt im Studiengang Kommunikationsdesign erhält den Georg-Büchner-Preis. Das hat die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung nun bekanntgegeben.
„Wenn man den Georg-Büchner-Preis – diesen wichtigsten, renommiertesten Literaturpreis – bekommt, ist man natürlich über die unmittelbare Glücksempfindung hinaus berührt“, sagt Oswald Egger. Für ihn bedeute die Auszeichnung auch eine Ansprache an sich selbst. Erfahren hat er davon, dass er den Preis erhalten wird, während einer Reise ins Baltikum – nach Lettland zum Geburtsort des deutsch-baltischen Schriftstellers Jakob Michael Reinhold Lenz.
„Wir freuen uns riesig über Oswald Eggers Erfolg! An der Muthesius wissen wir schon lange, dass wir einen großen, aus ungeahnten Sprachtiefen und -weiten schöpfenden Künstler unter uns haben; hoch verdient erhöht sich mit dem Büchnerpreis nun endlich seine Sichtbarkeit im ganzen deutschsprachigen Raum“, würdigt Dr. Arne Zerbst, Präsident der Muthesius Kunsthochschule. „Überdies fühlen wir uns bestärkt in unserer interdisziplinären Grundhaltung, für die Oswald Egger paradigmatisch steht: in der produktiv genutzten Nähe von bildender und redender Kunst mit dem Design liegt die besondere Stärke unserer Kunsthochschule.“
Oswald Egger ist seit 2011 Professor für Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Geboren wurde er 1963 in Lana/Südtirol. Seine Prosa und Gedichte sind in mehrere Sprachen übersetzt und wurden vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Ernst-Jandl-Preis für Lyrik 2019. 2013 übernahm er die Thomas-Kling-Poetik-Dozentur an der Universität Bonn, 2003 eine Gastprofessur an der Cornell University, Ithaca, New York. 2014 erhielt er das Villa-Massimo- Stipendium, 2020 das Robert-Musil-Stipendium. Oswald Egger lebt und arbeitet auf der Raketenstation Hombroich.
Die Jury der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung begründet ihre Entscheidung damit, dass Egger „seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahre 1993 die Grenzen der Literaturproduktion überschreitet und erweitert“. Er arbeite an einem Werkkontinuum, das Sprache als Bewegung, als Klang, als Textur, als Bild, als Performance begreift und sich in der Fortschreibung und Veränderung des Sprachgebrauchs entwickelt, so das Statement der Jury: „Seine Prosagedichte und Textgewebe widersetzen sich der raschen Lektüre, laden zum assoziierenden Entschlüsseln von Bedeutungen ein und unterminieren spielerisch Erklärungssysteme, die wir zu kennen glauben. Eggers Wortkosmos fußt in der Mehrsprachigkeit und den Landschaften seiner Südtiroler Herkunft. Die in seinem Werk enthaltene Welt entzieht sich der Verfügbarkeit, so wie seine Textlandschaften auf das Unverfügbare der Kunst verweisen.“
Oswald Egger studierte Literatur und Philosophie in Wien, gab in den 1990er-Jahren die Zeitschrift „Der Prokurist“ sowie die „edition per procura“ heraus und war von 1986 bis 1995 Kurator der „Kulturtage Lana“. 1993 erschien mit „Die Erde der Rede“ die erste größere eigenständige poetische Publikation. Bis heute hat Oswald Egger ein umfangreiches Werk vorgelegt. Dazu zählen unter anderem „Nichts, das ist“ (2001), „nihilum album“ (2007) und „Diskrete Stetigkeit“ (2008) über die Wechselwirkungen von Mathematik und Poesie. 2010 veröffentlichte er das von der Kritik als Gesamtkunstwerk hervorgehobene fast 800 Seiten starke Buch „Die ganze Zeit“ mit Prosatexten, Vierzeilern und Zeichnungen über das Phänomen Zeit. Dass Schreiben und Gestalten in den Arbeiten Oswald Eggers ineinandergreifen, sich verschränken, zeigen auch die Bände „Val di Non“ (2017) und „Entweder ich habe die Fahrt am Mississippi nur geträumt, oder ich träume jetzt“ (2021), jeweils mit Zeichnungen und Aquarellen des Autors. Zuletzt erschienen ist der Band „Farbkompartimente“ (2023).
Den Büchner-Preis verleiht die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung seit 1951 an herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert und wird am 2. November in Darmstadt an Oswald Egger überreicht. Den Preis finanzieren die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur und der Stadt Darmstadt.
Weitere Informationen über Oswald Egger bei Suhrkamp: https://www.suhrkamp.de/person/oswald-egger-p-1057
Und bei Instagram: https://www.instagram.com/oswald.egger/
Foto: Katharina Hinsberg