
Das Kieler Lessingbad, eine städtische Schwimmhalle im Herzen der Stadt, errichtet 1934/35, seit 1993 Kulturdenkmal, 2008 stillgelegt und in direkter Nachbarschaft zum neuen Campus der Muthesius Kunsthochschule gelegen, war vier Jahre Zentrum der kulturellen Szene. Die Akteure Rainer W. Ernst, Simon Kühl und Friederike Rückert präsentieren und diskutieren ihre Erfahrungen mit dem Lessingbad und stellen die neu erschienene Dokumentation vor.
In den Jahren 2010 – 2013 wurde hier ein Freiraum für Künstler, Kreative und freie Kultur-Aktivisten der Landeshauptstadt Kiel geschaffen und vielfältig genutzt. Möglich wurde dies durch das Engagement der Muthesius Kunsthochschule und der Kooperation mit der Immobilienwirtschaft der Stadt, die hier erstmals im großen Stil eine Zwischennutzung etablierte und somit den Blick auf die Potentiale dieses Leerstandes richtete und, ungeachtet aller Verwertungszwänge, möglichen Zukunftsvisionen einen Raum zur Verfügung stellte.
Diese Zwischennutzung war eines der Projekte, mit denen die Muthesius Kunsthochschule ihr Wirkungs- und Handlungsfeld auf die Stadt ausweitete. Ein ambitioniertes Konzept mit zahlreichen Veranstaltungen wie Ausstellungen, Symposien, Workshops, Kreativkursen, etc. aber auch die Untervermietung an dauerhafte Nutzer der Kreativwirtschaft und attraktive, ständige Angebote wie ein Co-Working-Space, ein Ladengeschäft für KunsthandwerkerInnen, einem Kinderkunstspielplatz und einem zentralen Cafébereich wurden für die Projektgruppe Lessingbad zur Grundlage für die Transformation dieses Gebäudes.
Der Vortrag am 21.Mai erläutert neben den Bedingungen, Erfahrungen und Herausforderungen für das „Unternehmen Zwischennutzung“ die Perspektiven und Chancen, welche sich auftun, wenn sich eine Stadtgesellschaft auf die Suche macht nach neuen Nutzungsformen, dem Experimentellen und Temporärem, um vernachlässigte Orte zu aktivieren und die Aneignung von Räumen zu ermöglichen.
Mit der Vortragsreihe „BLOW UP- Über den möglichen Beitrag der Kunst zum Öffentlichen Raum “, werden Künstlerinnen und Künstler mit realisierten Arbeiten aus den letzten Jahren und /oder Wettbewerbserfolgen vorgestellt, die für die Diskussion in der BRD um zeitgenössische Konzepte für den Arbeitsbereich „Kunst im öffentlichen Raum“ eine besondere Bedeutung haben. Damit sollen Anstöße und Anregungen für den öffentlichen Diskurs in Kiel bzw. Schleswig-Holstein gegeben werden. Die Vortragsreihe startete im Sommer 2010. Sie wird moderiert von Arnold Dreyblatt (Muthesius Kunsthochschule) und Wolfgang Zeigerer (Stadtgalerie Kiel). Muthesius Kunsthochschule und Stadtgalerie Kiel setzen hiermit eine Diskussion in Gang, die an aktuellen Erfahrungen vor allem in Europa anknüpft und neue Wege zur Wahrnehmung und Nutzung des öffentlichen Raums aufzeigt. Die Reihe stellt die mediale, räumliche, kulturelle und soziale Komplexität von Künsten im öffentlichen Raum vor. Diese umfassen Eingriffe und Gestaltungen von Orten, Plätzen und Räumen, theatrale Inszenierungen, Sprach-Räume, Choreografien mit Stadt- und Landbewohnern, soziale und ökologische Projekte sowie sensuelle Anthropologie.
Vortrag
21. Mai 2015 um 19 Uhr
in der Stadtgalerie Kiel
Andreas-Gayk-Straße 31, Kiel.
Eintritt frei!
Die Reihe wird fortgesetzt am 11. Juni 2015 mit den Berliner Künstlern Veronike Hinsberg und Olf Kreisel und ihrem Bericht „Leitung und Linie – Kunst am Bau.“
„Möglichkeitsraum Lessingbad. Die künstlerische Zwischennutzung der Schwimmhalle am Lessingplatz in Kiel (2010-2013)“. ISBN 978-3-943763-26-3. Das Buch mit DVD ist im Verlag der Muthesius Kunsthochschule erschienen und kann am Vortragsabend zum Vorzugspreis erworben werden.
Foto: Lessingbad, Großes Becken, 2011.
Weitere Infos:
Friederike Rückert T. 01577-5396938