
Von Donnerstag, 8., bis Samstag, 10. Mai, lädt die Muthesius Kunsthochschule Kiel zum Symposion „Neue Dynamiken des Wissenschaftsbildes – Digitale Herausforderungen zwischen Kunst und Kommunikation“ ein. Veranstaltungsort ist das Kesselhaus auf dem Campus in der Legienstraße 35 in Kiel. Das Symposien veranstalten das Forum der Muthesius Kunsthochschule sowie die Arbeitsgruppe Bewegtbildmedien unter der Leitung von Prof. Dr. Lars C. Grabbe (FH Münster), Prof. Dr. Patrick Rupert-Kruse (FH Kiel) und Prof. Dr. Norbert M. Schmitz (Muthesius Kunsthochschule).
Das dreitägige Symposion ist offen für alle Interessierten aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Medien und Design – sowie für alle, die sich mit den Veränderungen und Chancen digitaler Bildmedien in der Wissenschaftsvermittlung auseinandersetzen möchten.
Nicht erst die neuere Medientheorie legt nahe, den historischen Stand wissenschaftlicher Weltbilder immer in Korrespondenz zu den medialen Figurationen ihrer Zeit zu verstehen. Man denke nur an die konkrete Erweiterung unseres Weltbildes um bis dahin unbekannte Nah- und Fernblicke durch Mikroskop und Fernrohr in Renaissance und Barock. Mechanistische Naturbilder im 17. Jahrhundert orientieren sich an der Präzision des Uhrwerks nicht nur als Metapher und die bis in die Alltagskommunikation beeinflussenden aktuellen Vorstellungen über unser Gehirn sind offensichtlich beeinflusst vom Siegeszug der Computer.
Solche Korrespondenzen prägen gleichermaßen die Rhetorik der Wissenschaftsillustration wie die Strukturen wissenschaftlicher Theorien bzw. Modelle. Die Frage nach dem Einfluss der medialen Repräsentation auf die naturwissenschaftliche Wissensproduktion wie deren Auswirkungen auf die jeweils aktuellen Wertvorstellungen in der breiten und alltäglichen gesellschaftlichen Kommunikation sind heute zentrale Fragen aktueller Wissenschaftsgeschichte und -theorie. Aktuell ist die Dynamik moderner Bildmedien wohl die größte Herausforderung für die klassische Wissenschaft, denn nicht nur, dass sich für bestimmte zeitliche
Abläufe der klassischen Naturwissenschaften zwischen Physik und Biochemie angemessenere Darstellungsformen finden lassen, die Verzeitlichung und Historisierung der Natur als Wissen um
einen dynamischen Prozess fordert geradezu einen Paradigmenwandel. Das neue dynamische und interdependente Bild der Natur fordert die Möglichkeiten moderner Bildgebungsverfahren bzw. entsprechenden
Modellen und ihrer jeweiligen Repräsentationslogik geradezu heraus. Vom Urknall über die Entstehung des Lebens bis hin zur Frage nach der Position der Hominiden, also unserer selbst im gewaltigen Prozess, den wir allzu lange als eine statische Natur auffassen, braucht neue Darstellungsmittel nicht nur hinsichtlich wissenschaftlicher Einzelfragen, sondern der Vermittlung eines zeitgemäßen eben ›verzeitlichten‹ Bildes der Natur.
Die aktuellen Neuerungen technischer Zeitbilder versprechen nun neue Repräsentationsmöglichkeiten eines dynamischen Weltverständnisses der Naturwissenschaften jenseits überlieferter starrer oder teleologischer Systeme. Von den grundlegendsten Raum-Zeit Verhältnissen im All seit dem Urknall über das paradigmatische Modell eines interdependenten zoologischen Prozesses schlechthin,
den Modellen der Evolution, bis hin zu den Dynamischen Digitalbildern neuronaler Aktivität stehen wir vor neuartigen Möglichkeiten der Darstellung in der Alltagskommunikation, in der Wissenschaftsillustration,
der Wissenschaftsdidaktik und wohl auch der Forschung selbst.
Das Symposion an der Muthesius Kunsthochschule als Zusammenarbeit des Forums der Hochschule und der Forschungsgruppe Bewegtbildmedien fragt nach den neuen Möglichkeiten digitaler Bewegtbilder
in Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation.