Die Muthesius Kunsthochschule präsentiert sich auch in diesem Jahr in der Museumsnacht an verschiedenen Orten der Stadt. Studierende der Hochschule gastieren mit ihren Werken, Installationen und Interventionen in ausgewählten teilnehmenden Einrichtungen:
Im Maschinenmuseum in der Wik, im Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei, im Flandernbunker, im Kloster und im erstmals beteiligten musiculum.
Es sind wieder neue, spannende und teils unerwartete Auseinandersetzungen mit den jeweiligen Orten zu erwarten.
Die Muthesius Kunsthochschule zu Gast 2024…
… im Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei
Grenzstr. 1 / 24149 Kiel
Lilli Preuss
„Haben Sie mal flüssiges Metall ins Ohr gekriegt? Oder Verbrennungen von der Schlacke, die [sich durch die Hemdsärmel] brennt und Blasen auf der Haut wirft?“, 2024
Das Zitat entstammt der ARD-Dokuserie „Die Mutigen 56 – Deutschlands längster Streik“ über die Arbeitsbedingungen auf den Kieler Werften, die schließlich zur Einforderung von Rechten wie Krankheitsschutz führten. Was passierte mit dem hier verarbeiteten Metall, welches nicht in der Gussform landete? Spritzer, die daneben gingen, Stoff und Haut verbrannte. Die organische Form von flüssigem Metall werden mit den vergrößerten Holzskulpturen wieder aufgegriffen. Durch das veränderte Material verlieren sie an Aggressivität und werden zu weichen, handschmeichelnden Gegenständen. So laden sie zum Betrachten und Analysieren ein, wie Bleiguss an Silvester – wie wurde der Schmelzlöffel geschwungen, in welchem Grad gekippt und was bedeutet das für die Zukunft?
Lilli Preuss (sie/ihr) versucht in ihren Arbeiten, Fragen nach Gemeinschaft und Fürsorge mit einem Blick in die ortsspezifische Geschichte zu beantworten. Bildhauerisch, aber auch performativ nähert sie sich als Teil des Kollektivs PIK Porree dem Lebensraum Stadt mit all seinen Geschichten an.
… im Kieler Kloster
Falckstr. 9 / 24103 Kiel
Phivos Theodotou
A Man in a Dress, 2024
Die gehäkelte Arbeit von Phivos Theodotou (er/ihm) erkundet die ikonologischen Überschneidungen einer Drag Queen und eines Priesters als Performers, deren beider Präsenz ihrem jeweiligen Publikum einen Ort der Zuflucht bieten.
Die Praxis des Häkelns verdeutlicht die Verknüpfung dieser als diametral entgegengesetzt verstandenen Personas.
und
roxana olympia
grieving and growing. 2024
Über die Trauer des Verlust eines Partners nach einer Trennung. Die Schmerzen des Auseinanderlebens und sich in einer Welt, in der deren Anwesenheit einst so viel von der eigenen Existenz ausmachte, sich neu erfinden müssen.
Roxana Olympia (they/them) schafft in deren Arbeiten eine intime Welt, in der queer und trans* sein, Neurodiversität, die ganz eigene Wahrnehmungen und die Unsicherheiten des Lebens miteinander verwoben sind und einen Raum der Reflexion und des Ausdrucks finden. They nutzen vielfältige Medien wie Videoarbeiten, Installationen und Textilien, um die komplexen und oft unsichtbaren Facetten von Erfahrungen und Identitäten sichtbar und fühlbar zu machen.
… im musiculum
Stephan-Heinzel-Str. 9 / 24103 Kiel
Maximilian Flachsenberg und Alvar Bohrmann
softskills, 2024
Die Installation „softskills“ beschäftigt sich mit der Bedeutung von Zärtlichkeit und Sanftheit in einem von ständigem Wettbewerb geprägten Miteinander. Die Künstler untersuchen, wie widerstandsfähig feinsinnige Ausdrucksformen und sanfte Töne sind – besonders angesichts wachsender Anforderungen und Erwartungen an das Individuum. Gibt es noch Orte, an denen man nicht performen, sich nicht profilieren oder beweisen muss? Können die leiseren, sanfteren Töne einen kraftvollen Gegenpol bilden?
Mit „softskills“ reagieren Alvar Bohrmann und Maximilian Flachsenberg künstlerisch auf den „Sinnesraum“ des musiculums Kiel. Durch die Verwendung positiv assoziierter Materialien und deren raumgreifende Präsenz wird die Funktionalität dieses Raumes thematisiert, der sich dadurch auszeichnet, dem Leisen und Subtilen besondere Bedeutung beizumessen.
… im Flandernbunker
Kiellinie 249 / 24106 Kiel
Daiki Kimoto
Gedenkstätte der Erinnerung, 2024
Videoarbeit, Spieldauer ca. 4 Minuten
Zur Museumsnacht zeigt Daiki Kimoto zwei immersive Videoinstallationen mit dem
Motiv des Brunnens im Kieler Hiroshima-Park und einem Panoramablick auf
die Stadt Kiel aus mehreren Dutzend Metern Höhe. Die Beziehung zwischen den beiden Videos zueinander verändert sich langsam. Durch die Überlagerung subtiler Phänomene und Veränderungen innerhalb und außerhalb der Stadt, der Natur, der Medien, der Erinnerung usw. verwandeln sich abstrakte Bilder in spezifische Sequenzen.
… im Maschinenmuseum
Am Kiel Kanal 44 / 24106 Kiel
Florian Huber
Grüner wird’s nicht, 2023/24
Felgenbaum, Aluminium, Kunststoff
255 x 190 x 140 cm
Florian Huber
Knüppel in den Sack (Lexus IS XE20), 2024
Handbremssack, Walnuss
18 x 5 x 16 cm
Florian Huber‘s Arbeiten sind geprägt von einer tiefen Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit und Transformation alltäglicher Objekte. In seinen Werken konserviert er flüchtige Momente des Eskapismus und transformiert scheinbar triviale Überreste des Alltags in ästhetisch anspruchsvolle Kunstobjekte, die sowohl nostalgische als auch kritische Töne anschlagen. Seine Materialwahl reicht von Felgen, Stahl, Feuerzeugen, Bauzäunen über Natodraht bis hin zu Epoxidharz und zeugt von einer beständigen Auseinandersetzung mit den Spuren menschlicher Aktivitäten sowie der Konsumgesellschaft. (Text: Jördis Tresse)
Zeit: 19:00 – 23:45