Am 23. Juli wurde Gründungsrektor Prof. Dr. Ludwig Fromm im Rahmen eines akademischen Festaktes im Kesselhaus der Muthesius Kunsthochschule verabschiedet. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Dieter Mersch (Potsdam).
Ludwig Fromm wirkte als diplomierter Architekt u.a. in Paris und Wien. In Berlin gründete er zusammen mit Prof. Dr. Günther Fischer ein gemeinsames Architekturbüro. Mit Lehraufgaben ist Ludwig Fromm seit 1980 betraut, zuerst an der TU Berlin als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Dr. Grötzebach, dann Lehrbeauftragter und Professurvertreter bei Prof.in Luise King und schließlich ab 1993 als ordentlicher Professor an der Muthesius Kunsthochschule Kiel, wo er auf das Lehrgebiet Raum- und Gebäudelehre im Studiengang Architektur des damaligen Fachbereichs Gestaltung der FH Kiel berufen wurde. Nach Umwandlung zur eigenständigen Fachhochschule wurde er 1999 deren Rektor. Unter seiner Ägide konnte sich die Fachhochschule 2005 zur Kunsthochschule wandeln – ein Prozess, den er mit seinen Visionen einer innovativen und modernen Kunsthochschule erfolgreich abschließen konnte.
Nach der Umwandlung in die künstlerisch-wissenschaftlich ausgerichtete Muthesius Kunsthochschule stand er dieser als Gründungsrektor vor und setzte hier in seiner Amtszeit eine Reihe neuer Akzente. Seiner überzeugenden und integrativen Art verdankt die heutige Muthesius Kunsthochschule ihre erfolgreiche Entwicklung. So prägte er den neuen Studiengang Raumstrategien maßgeblich mit. Die gewählte Studiengangsbezeichnung, ursprünglich Spatial Strategies, wird inzwischen europaweit an diversen Lehreinrichtungen verwendet. In diesem Studiengang nahm er dann auch nach seinem Amt wieder seine Lehr- und Forschungstätigkeit als Hochschullehrer mit den Schwerpunkten Atmosphärenkonstruktion und Ausstellungsgestaltung (Szenografie) auf, wobei er sowohl auf eigene Erfahrungen als Architekt, als auch auf solche als praktizierender Ausstellungsgestalter zurückgreifen konnte. In diesem Zusammenhang entwickelte er spezifische Entwurfsmethoden, die u.a. auf geisteswissenschaftlichen Grundlagen, insbesondere der Neuen Phänomenologie, fußen. Er war assoziiertes Mitglied des Instituts für Kunst- , Design- und Medienwissenschaften und hat das Recht Promotionen abzunehmen. Mit seinen theoretischen und empirischen Studien ist er im internationalen Netzwerk tätig. Als Vortragender nahm er an diversen wissenschaftlichen Veranstaltungen teil. Er ist Mitglied im EIS (International Inititive for Szenografie).
Ambitionierte Projekte mit seinen Studierenden wurden u.a. auf dem europäischen Szenografie-Festivals und während der jährlich stattfindenden Papiertheater-Treffen in Preetz aufgeführt.
Er ist Autor und Mitautor zahlreicher Buch-, eBook- und Zeitschriftenveröffentlichungen. Schwerpunkte sind u.a. Fragen zu Raumlehre und Atmosphärenkonstruktion, dem Leben auf dem Wasser, szenografische Aspekte der Erinnerungskultur und politisch motivierte Erzählungen.
Sein breites ehrenamtliches Engagement brachte er u.a. als langjähriges Mitglied im Kieler Beirat für Stadtgestaltung, im Wissenschaftlichen Beirat Freilichtmuseum Molfsee und im Programmrat der Heinrich-Böll-Stiftung ein.
Maritime Interessen verfolgte er als Fachausschussmitglied für Sportboothäfen und wassertouristische Anlagen (Sitz in Hamburg). In Kiel wurde er besonders für seine Initiative „Living on Water“ und einem Schwimmhaus bekannt, dessen Entwurf er zusammen mit der Gebr. Friedrich-Werft realisieren konnte. Das inzwischen stadtbekannte Floating Home wurde mit dem Umweltpreis der Stadt Kiel ausgezeichnet.
Der gebürtige Eichsfelder freut sich nun auf den verdienten Unruhestand: „Lesen, Schreiben, künstlerisches Arbeiten, Meditation, Natur und Zeit für Freunde und für mich selbst!“
(Eine ausführliche Literaturliste findet sich unter www. https://muthesius-kunsthochschule.de/personenverzeichnis/prof-dr-dipl-ing-ludwig-fromm/)