
Der Gottfried-Brockmann-Preis 2019 geht an die Kieler Künstlerin Hannah Bohnen. Bürgermeisterin und Kulturdezernentin Renate Treutel überreicht den mit 5.000 Euro dotierten Kieler Kunst-Preis am Freitag, 6. Dezember, um 19 Uhr in der Stadtgalerie Kiel, Andreas-Gayk-Straße 31. Mit dem Preis sollen junge Kieler Künstlerinnen und Künstler gefördert werden.
Die Stadt vergibt den Gottfried-Brockmann-Preis alle zwei Jahre an Kieler Künstlerinnen und Künstler, die das 35. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ausgezeichnet werden damit junge Künstlerinnen und Künstler, die laut Vergaberichtlinien „für die Zukunft eine aussichtsreiche Entwicklung erwarten lassen“. 2019 wird der Preis zum 18. Mal verliehen.
Gezeigt werden die Arbeiten der Preisträgerin Hannah Bohnen und Werke 13 weiterer Kandidatinnen und Kandidaten in der Ausstellung „Gottfried Brockmann Preis 2019“ in der Stadtgalerie Kiel. Die Schau läuft vom 7. Dezember 2019 bis zum 16. Februar 2020.
Die Preisträgerin Hannah Bohnen wurde 1989 in Duisburg geboren. Sie absolvierte von 2012 bis 2017 ein Bachelorstudium an der Muthesius Kunsthochschule Kiel. Seit 2017 macht Bohnen dort ein Masterstudium der Freien Kunst. Bereits 2017 gehörte sie zu den Kandidatinnen und Kandidaten des Gottfried-Brockmann-Preis 2017.
Die Jury begründet die Preisvergabe folgendermaßen: „Die junge Kieler Künstlerin Hannah Bohnen überzeugt durch eine Vielfalt an bildhauerischen Ansätzen. Hervorzuheben ist in ihren Arbeiten auch ein reflektierter Umgang mit unterschiedlichen Referenzen der Geschichte der Skulptur und Bildhauerei. Äußerst konsequent nutzt Hannah Bohnen das singuläre Objekt, die einzelne Oberfläche oder den Herstellungsprozess der jeweiligen Arbeiten für ihre Forschungen nach Fragen individueller Formsprache, Automatisierung und Stereotypisierung und verbindet diese mit kunstimmanenten Untersuchungen von Oberfläche, Form, Materialität und Bewegung in der gegenwärtigen Skulptur.“
Weiter heißt es in der Jurybegründung über die Preisträgerin Hannah Bohnen: „Subtil verweist sie in ihrer Materialwahl und der formalen Umsetzung auf männliche Heroen, wie sie lange Zeit in der jüngeren Kunstgeschichte der Minimal Art und Land Art propagiert wurden. Eklektisch werden dabei einzelne Elemente dieser kunsthistorischen Bezüge von ihr aufgenommen und aus ihrer eigenen, heutigen Perspektive als Künstlerin in ein aktuelles und ausgewogenes Spannungsverhältnis gesetzt.“
„In einer Zeit, in der ein entgrenzter Skulpturbegriff dominiert, der seine Abgrenzung zur Rauminstallation aufgelöst hat, setzt sie ihre Objekte bewusst in das Spannungsfeld zwischen singulärer kunstimmanenter Betrachtung und gesellschaftspolitischer Reflektion“, urteilte die Jury. „Hiermit fordert sie die Betrachterinnen und Betrachter neben ästhetischen und formalen Fragestellungen gleichzeitig auf, die Stellung gegenwärtiger Kunstproduktion in der heutigen Gesellschaft neu zu reflektieren“, resümiert die Jury.
In der Jury des Preises 2019 wirkten mit: Dr. Jule Hillgärtner (Kunstverein Braunschweig), Sönke Kniphals (Stadtgalerie Kiel), Maren Kruse (ehemalige Kulturredaktion der Kieler Nachrichten, Kiel), Dr. Peter Kruska (Stadtgalerie Kiel), Dr. Michael Reiter (Amt für Kultur und Weiterbildung der Landeshauptstadt Kiel), Dr. Katharina Schlüter (Stiftungen der Sparkasse Holstein, Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn) und Anne Steinhagen (Gottfried Brockmann Preisträgerin 2017, Kiel / Berlin).
Auf Vorschlag der Jury haben in diesem Jahr 30 Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeiten eingereicht. Traditionell wird aus diesem Kreis nicht nur die Preisträgerin oder der Preisträger bestimmt.
Zusätzlich erhalten 13 weitere Künstlerinnen und Künstler die Gelegenheit, ihre Beiträge in der Ausstellung zu präsentieren: Vertreten sind Elvira Bäfverfeldt Marklund, Maximilian Balser, Juan Blanco, Ying-Chih Chen, Linda Ebert, Hannes Fleckstein, Jisu Jeong, Lena Kaapke, Vera Kähler, Dennis Paulsen, Constantin Schröder, Regine Schulz und Kalle Spielvogel.
Zur Ausstellung erscheint der Katalog „Gottfried Brockmann Preis 2019“ in deutscher und englischer Sprache (12 Euro). Auch dieser dient der Förderung junger Künstlerinnen und Künstler.
Der Preis wird im Andenken an den Maler Gottfried Brockmann (1903-1983) vergeben. In seiner Geburtsstadt Köln gehörte er in den 1920er Jahren dem Kreis der „Kölner Progressiven“ an. Als Reaktion auf die Bedrohungen durch das nationalsozialistische Regime tauchte er in den 1930er Jahren in Berlin unter. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lebte er in Kiel, war hier als Kulturreferent der Stadt tätig und lehrte an der Muthesius-Werkschule (heute Muthesius Kunsthochschule).
In der diesjährigen Ausstellung sind auch originale Gemälde von Gottfried Brockmann aus der Sammlung der Stadtgalerie Kiel zu sehen. Darunter befinden sich drei Werke, die als Schenkungen erst in diesem Jahr in den Sammlungsbestand aufgenommen werden konnten. Die großzügigen Spender sind Prof. Dr. Jan Brockmann, Sohn des Malers (Berlin/Oslo), und Dr. Jürgen Jensen, ehemaliger Direktor des Stadt- und Schifffahrtsmuseums Kiel. Prof. Jan Brockmann stiftete die Werke „Schornsteinfeger 3“ aus dem Jahr 1959 und „,Agadir‘ Zeittafel (deus absconditus)“ aus dem Jahr 1960. Dr. Jürgen Jensen vermachte das Gemälde „Das Akademiemodell“ von 1929.
Die Preisverleihung und die Ausstellungseröffnung finden statt am Freitag, 6. Dezember, um 19 Uhr in der Stadtgalerie Kiel. Es sprechen Kiels Bürgermeisterin und Kulturdezernentin Renate Treutel, Stadtgaleriedirektor Dr. Peter Kruska und Stadtgaleriemitarbeiter Sönke Kniphals. Anschließend übergibt Bürgermeisterin und Kulturdezernentin Renate Treutel den Preis.
Vita Hannah Bohnen:
• geboren in Duisburg
• 1998-2004 Tanzausbildung, Ballettschule der Deutschen Oper am Rhein, Düsseldorf
• 2012-2017 Bachelorstudium an der Muthesius Kunsthochschule Kiel (bei Prof. BKH Gutmann und Prof.in Elisabeth Wagner, Matthias Meyer und Michael Beutler)
• seit 2017 Masterstudium der Freien Kunst an der Muthesius Kunsthochschule Kiel (bei Prof.in Elisabeth Wagner, Andreas Peiffer und Axel Loytved)
• seit 2018 Förderung durch die Studienstiftung des deutschen Volkes
• 2019 Erasmus Semester, Sculpture Department, Academy of Fine Arts, Helsinki
Ausstellungen (Auswahl)
• 2019
– Dimensions Tomorrow, Exhibition Laboratory, Helsinki / Finnland
– Catch me if you can, Ausstellung der Muthesius Preis- und Förderpreisträger 2018, Schloss Eutin
– Fantome/Aave, Vapaan Taiteen Tila, Helsinki / Finnland und Galerie Au Médicis, Paris / Frankreich
– How to survive, Kaamos Vapaan Taiteen Tila, Helsinki / Finnland
• 2018
– KI_L_MUC_SA_R, Galerie der Künstler und Maximiliansforum, München
– zehn, Kösk Galerie, München
– Heim Spiel, Brunswiker Pavillon, Kiel
• 2017
– Kiel HOLEN, Marburger Kunstverein
– Gottfried Brockmann Preis 2017, Stadtgalerie Kiel (K)
– Schwarze Piste #5, Hawerkamp, Münster
• 2016
– Schwarze Piste #4, Wien / Österreich
– Camp 2, Festival für Künstlerischen Film und Performance, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
• 2015
– tilt., Westwerk, Hamburg
– Kunst im öffentlichen Raum
• 2014
– Zwölf, Blücherplatz, Kiel