
Die Frage, in welcher Moderne wir uns eigentlich befinden, gehört zu den unabweisbaren Fragen unser Selbstverständigung. Sie betrifft die Wissenschaften und Künste in ihrem Kern. Wohl haben wir uns längst gewöhnt – zumal nach Jahrzehnten der Diskussion um die „Postmoderne“ –, dass wir es offenbar nicht mehr nur mit einer Moderne zu tun haben. Doch die Frage, in welchem Sinne wir unsere eigene Gegenwart noch als Moderne begreifen wollen, hat dadurch nichts an Brisanz verloren.
Seit mehr als drei Jahrzehnten hat Claus-Artur Scheier eine philosophische Ortsbestimmung ausgearbeitet, die nicht bloß aus technikgeschichtlicher, sondern auch aus logik-, kunst- und sozialphilosophischer Perspektive unsere Gegenwart als „Mediale Moderne“ begreift.
„Mediale Moderne“ also – Titel, Begriff und Theorie erzeugen ihre eigenen Evidenzen, gewiss aber auch eigene Fragwürdigkeiten. Der Reichweite, den Grenzen und den Perspektiven dieses Begriffs wollen wir in einem Symposion zu Claus-Artur Scheiers 80. Geburtstag im September 2022 nachgehen.
Dabei sollen ausdrücklich nicht Schüler, Freunde oder Weggefährten von Claus-Artur Scheier zu Wort kommen (wie schon der Blick auf die Liste der Eingeladenen zeigt), sondern in einer gewissen, wenngleich selektiven Interdisziplinarität, Kolleginnen und Kollegen, die sich von Scheiers Studien und seinem Begriff der Medialen Moderne haben anregen lassen.
Ebenso wenig sind die Vorträge zu einer expliziten Rezeption der Schriften Scheiers verpflichtet: etwa der Ästhetik der Simulation. Formen des Produktionsdenkens im 19. Jahrhundert (2000) oder von Luhmanns Schatten. Zur Funktion der Philosophie in der medialen Moderne (2016) und der zahlreichen Aufsätze zum Thema. Vielmehr geht es um ein aus dem Tiefenraum der jeweils eigenen Disziplin kommendes Weiterdenken dieser – nicht bloß geschichtlichen – Gegenwartsdiagnose, die auch außerhalb von Scheiers Systematik ihre eigene Relevanz erzeugen mag.
Das Symposion findet am Freitag, 16. September, ab 10 Uhr im Kesselhaus der Muthesius Kunsthochschule statt. Es ist eine Kooperation zwischen dem Institut für Kunst-, Design- und Medienwissenschaften der Muthesius Kunsthochschule und dem Philosophischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.