„We Are Gym“ steht in großen gelben Buchstaben an der Glasfront. Schweißbänder, Caps und T-Shirts mit dem Logo der Muckibude liegen auf dem Tresen. Doch dieses Fitnessstudio ist anders. Es gibt keine Verträge oder Abos: Wer hier aktiv werden möchte, braucht kein Geld, sondern nur etwas Zeit mitzubringen. Es gibt keine sportlichen Rekorde: Wer hier an den Geräten kurbelt, strampelt und hüpft, generiert einen humorvollen Twist, zaubert ein Lächeln ins Gesicht der Betrachtenden. Denn „We Are Gym“ ist eine interaktive Ausstellung, gestaltet von Studierenden des Interface Designs, eines Studienschwerpunkts im Industriedesign an der Muthesius Kunsthochschule. Betreut und kuratiert haben sie Frank Jacob, Professor für Interface Design, Martin Fischbock und Sven Christian Schuch.
Das Fitnessstudio als poetische Erfahrung
„Mit diesem Ausstellungsprojekt feiern wir 20 Jahre Interface Design in Kiel“, sagt Frank Jacob, Professor des Masterschwerpunkts an der Muthesius Kunsthochschule. „Aber wir wollten keine Best-of-Show generieren. Wir wollten etwas ganz Neues machen“, sagt er. Aus dem Semesterthema „Embodied Interaction“ ist die Idee entstanden, am eigenen Körper Interaktion zu spüren und zu gestalten. „Wir können unseren Körper an den von den Studierenden umfunktionierten Fitnessgeräten selbst neu erleben – nicht nur in körperlicher Anspannung, sondern als poetische Erfahrung“, erklärt Frank Jacob.
Zehn Sportgeräte im Ausstellungsprojekt „We Are Gym“
Zehn Fitnessgeräte haben Studierende dazu neu gedacht. Da ist die Rudermaschine, die ursprünglich zur täglichen Fitness in der Off-Season gedacht ist. „Eigentlich eine eintönige Maschine“, meint Student Fritz Victor Seemann. Er hat gemeinsam mit seinem Kommilitonen Noah Hannes Nepomuk Zoller dem Sportgerät etwas Wackelkontakt eingehaucht: Ihre Maschine ist ebenso instabil wie ein Ruderboot auf der Kieler Förde, wackelt über das imaginäre Wasser und bringt ein ungewohntes Gleitgefühl mit. Der Boxsack von Sinah Jahn und Lone Schlüter ist ein flauschig-schwarzer Sportsfreund mit Gefühl: Wer ihn stark schlägt oder tritt, erntet „Hilfe“-Rufe oder „Bitte nicht hauen“-Kommentare. Ausgestattet mit 60 Drucksensoren erlebt auch eine Überraschung, wer mit dem Boxsack kuscheln möchte.
Humorvolle Überraschungen an den Mitmach-Geräten
Da ist ein Ergometer, das eine Radtour unter Wasser ermöglicht. Da ist ein Spinning Bike, an dem sich eine elektrische Melodie komponieren lässt. Da ist ein Crosstrainer, der mit Glühbirnen für eine besondere Lichtstimmung sorgt. Oder ein Trampolin, das eine Klanginstallation auslöst – an allen Geräten lassen sich unvorhersehbare Gefühle hervorrufen oder humorvolle Wendungen erleben.
„Wir möchten die Dinge ganz anders denken“
„Mit dieser Ausstellung möchten wir Sport anders betrachten. Wir möchten hinterfragen, warum man einen Boxsack zum Beispiel immer fest schlagen muss. Und das ist auch der Kern des Interface Designs: Wir möchten die Dinge mal ganz anders denken“, sagt Studentin Alicia Kastner-Pöhlmann. Und Kurator Sven Christian Schuch ergänzt: „Mit dem spce öffnet sich die Muthesius Kunsthochschule für die Stadt – und dieses Ausstellungskonzept ist ein Format, das ein besonders großes Publikum ansprechen kann.“ Das wird schon während des Aufbaus deutlich: Kaum spaziert jemand über das Laufband oder zieht am Latzug, bleiben Passant*innen vor dem Fenster neugierig stehen.
Alle Geräte und Stationen sind ausdrücklich zum Mitmachen und Ausprobieren gedacht.
Die Ausstellung ist zu sehen bis 18. Oktober im spce | Muthesius, Andreas-Gayk-Straße 7-11 in Kiel: mittwochs bis samstags von 15 bis 18 Uhr.
> weitere Infos auf der Website des spce | Muthesius
Beteiligte Studierende: Sophia Bendig, Junlin Chen, Sizhen Chen, Emiel Hutzfeldt, Sinah Jahn, Alicia Valentina Kastner-Pöhlmann, Jaro Larsen, Lillian Mumm, Özlem Ögüt, Thomas Phillipps, Fritz Victor Seemann, Lone Schlüter, Parastoo Soleimanian, Yiyang Sun, Filiz Westphal, Yifan Xu, Zhuoyi Zhang, Wanyi Zhao, Noah Hannes Nepomuk Zoller, Yuanzhe Zhou, Lin Zhu.







