Die 18. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Designtheorie und -forschung e.V. findet 2022 an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel statt.
Design und Nachhaltigkeit, Material, Systeme und Gerechtigkeit sind die Kernthemen der diesjährigen Veranstaltung.
Spätestens seit der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow 2021 können wir für den Zustand der uns umgebenden Welt feststellen: So geht es nicht weiter. Die Geschichte des Designs zeigt viele Überlegungen und Praktiken zur Gestaltung für Nachhaltigkeit, von den Deutschen Werkstätten Hellerau über Victor Papanek bis hin zum Circular Design Guide. Designer:innen gelten als besonders qualifiziert, ganzheitliche Lösungen für komplexe Probleme zu erarbeiten. Die Fähigkeit zum Umgang mit großer Unsicherheit birgt Potenzial, wertvolle Lösungsvorschläge für die ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen zu liefern. Doch blickt man auf die Umbrüche der Gesellschaft im Anthropozän, drängt sich die Frage auf, was Design wirklich zu leisten vermag. Design steht als Disziplin und als Forschungsfeld vor erheblichen Herausforderungen: Wie können wir ressourcenschonend gestalten, ohne dabei eine auf Ungleichheit beruhende Ordnung zu perpetuieren? Oder schließen Design und Nachhaltigkeit einander gar aus?
Design scheint also ein ambivalentes Verhältnis zur Nachhaltigkeit zu haben. So haben sich im Diskurs um Nachhaltigkeit im Design vielfältige Positionen ergeben, die versuchen, Teilhabe, Transparenz und Offenheit mit Blick auf die Folgen von Gestaltung für die Umwelt zu realisieren. Organisationen wie Extinction Rebellion bedienen sich gestalterischer Mittel und fordern auf ihren Demonstrationen zu Klimagerechtigkeit auf. Partizipation an der Produktion von Konsumgütern, wie beispielsweise in der Maker-Bewegung, sollen durch dezentrale Lösungen zur Nachhaltigkeit beitragen. Dies zeigt: Design kann Lösungen und Visionen für nachhaltige Zukünfte entwerfen und eine Schnittstellenfunktion übernehmen. Gleichwohl gilt es zu bedenken, dass Design immer noch einen Zug zum Elitären zu haben scheint. Konzepte wie Zero Waste oder neu gebaute klimaneutrale Stadtviertel scheinen eher auf die Bedürfnisse ohnehin schon Privilegierter zu schauen. Außerdem zeigt die Praxis, dass eine wirklich nachhaltig gestaltete Konsumkultur noch in den Kinderschuhen steckt. Wie kann ein Gleichgewicht zwischen Ressourcen, Wachstum und fair verteiltem Wohlstand gestaltet werden? Welche alternativen Vorschläge können wir entwickeln, um Muster, die zur Aufrechterhaltung von Missständen beitragen, zu brechen? Wo liegen die Grenzen dessen, wo Design etwas dazu beitragen kann?
Die Jahrestagung 2022 der DGTF wird sich deshalb mit zentralen Aspekten der Nachhaltigkeit beschäftigen, welche die Arbeitsfelder des Designs berühren. Was und wie kann Design zu nachhaltiger Entwicklung beitragen? Wie verändert der Nachhaltigkeitsdiskurs Auffassungen von Design, in Theorie und Praxis? Welche Auswirkungen haben Ansätze und Diskurse zu nachhaltiger Entwicklung auf die Designausbildung und ‑forschung?
Die Jahrestagung der DGTF 2022 ermöglicht einen aktiven Austausch über praktische Ansätze, theoretische Impulse und empirische Erkenntnisse in Form eines Kolloquiums mit Vortrags- und Workshop-Sessions. Die Beiträge sollen aktuelle Forschungs- und Studienprojekte beleuchten sowie zukünftige Szenarien explorieren. Wie kann Nachhaltigkeit in Lehre, Praxis und Forschung adressiert werden, um neue Impulse für gestalterisches Arbeiten zu setzen?
Weitere Informationen und Call for Papers unter https://www.dgtf.de/tg-news
Ort: Muthesius Kunsthochschule; Legienstraße 35, 24103 Kiel
Datum: Donnerstag, 02.06.2022 – Freitag, 03.06.2022
Zeit: Ganztägig