„Farbige Fenster“ – Fasziniert von farbigem Licht
Dokumentarfilm „Wege am Wasser“ und Ausstellung des Künstlerpaares Roß/Schulze-Roß

Ausstellung und Film geben nicht nur einen Einblick in die Entwicklung der Malerei und der Kunst am Bau dieses Künstlerpaares. Sie schlagen darüber hinaus ein weitgehend unbearbeitetes Kapitel in der Kunstgeschichte zur „Glasmalerei in Kirchen“ auf und sind zugleich ein Stück Zeitgeschichte über die Kunst am Bau der Nachkriegszeit.

Bekannt wurden die beiden Kieler Künstler Alfred Roß und Dagmar Schulze-Roß während der Phase des Wiederaufbaus in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg mit ihrer „Kunst am Bau“: Sie gestalteten farbige Fenster in Rathäusern, Schulen und Kirchen, insbesondere in Schleswig-Holstein, aber auch deutschlandweit.

Ein Dokumentarfilm der Tochter Dr. Anja Roß (Kiel) und Frank Tonner (Kamera/Schnitt) über Leben und Werk von Alfred Roß und Dagmar Schulze-Roß, 2017 in Kiel uraufgeführt, sowie eine erste Ausstellung mit originalen Kirchenfensterentwürfen in Schülp bei Rendsburg stießen auf großes Interesse.

So wurde eine Wanderausstellung mit Hilfe der Nordkirche und der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein konzipiert, die in der St.-Marien-Kirche in Sandesneben (Kreis Herzogtum Lauenburg) und der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Kiel-Schilksee bisher gezeigt wurde.

Die Ausstellung zeigt Kirchenfensterentwürfe in 1mx2m großen Faksimiles (Fotos: Dr. Imke Lüders, Kiel). Ein Text von Dr. Claus Rauterberg führt neben erläuternden Untertiteln in das Thema ein. Die Ausstellung wird vom Landeskirchenamt Nordkirche und von der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein gefördert. Die Sparkassenstiftung hatte bereits – zusammen mit der Filmförderung Hamburg und Schleswig-Holstein – im Jahre 2017 den Dokumentarfilm „Wege am Wasser“ (DVD) unterstützt.

Der Film stellt ergänzend den Prozess vom Künstler-Entwurf zum ausgeführten Fenster dar: Bei einer Restaurierung erläutert der Kunstglasmaler Bernhard Lörs in Glückstadt das Entstehen einer Bleiverglasung. In letzten Interviews, die Anja Roß für den Film mit ihrer Mutter Dagmar-Schulze-Roß kurz vor deren Tod 2012 führte, erzählt die Künstlerin von prägenden Erlebnissen ihres Lebens: von ihrer Kindheit im Nationalsozialismus, von ihren Erlebnissen im Krieg und ihrem Studium an der Muthesius-Werkschule in Kiel nach Kriegsende. Als Dagmar Schulze zu Prof. Willi Baumeister nach Stuttgart wechselt, lernt sie ihren späteren Mann Alfred Roß kennen. Nach einem gemeinsamen Besuch der Kathedrale von Chartres, werden die beiden Künstler angetrieben von der Faszination des farbigen Glases: Ihrer Inspirationsquelle für fast fünfzig baugebundene Aufträge.