„Je mehr Freiheit man dem Bild von Anfang an gibt, um so mehr Raum hat man, um komplexe Verhältnisse zwischen Bildern zu schaffen und ein Spiel zwischen Wirklichkeit und Phantasie zu spielen, indem man um die Bedeutungen herumfährt wie um eine Boje.“ Johan van der Keuken (1992)

Johan van der Keuken untersucht das grundlegende Wesen von Fotografie und Film: „Ein Foto ist eine Erinnerung. Ich erinnere mich, was ich jetzt sehen kann. Aber der Film erinnert sich an nichts. Ein Film passiert immer in der Gegenwart. Beim Betrachten eines Fotos – auch wenn es mir unbekannt ist – grabe ich stets in meiner Erinnerung, aber beim Bewegtbild, das sich permanent ändert, setzt das Erinnern nicht ein.“ Er suchte die Ideen hinter Dingen, indem er nach versteckten Ähnlichkeiten ausschaute wie zwischen Farbsegmenten eines Klee-Gemäldes und Pixeln eines elektronischen Bildes oder dem Schweben im Hängegleiter über Rio. Vielschichtig komplexe, klanglich wie visuell experimentelle Kompositionen in der Auseinandersetzung mit einer sich beständig verändernden Welt zeichnen das Werk van der Keukens aus. Dabei vermischt er globale und intime Sichtweisen, ignoriert künstliche Barrieren zwischen den verschiedenen Kunstformen, sucht die Momente, in denen das fotografische Bild sich bewegt und montiert seine Filme wie Jazz-Improvisationen. Er ist jemand, der sich für Fragen der Filmsprache, für die Gesetze der Wahrnehmung, für die Wirkung von Licht, Farbe, Ton und Musik interessiert, für den die Kamera nicht nur Spiegel, sondern ein Instrument der Gestaltung, fast ein Musikinstrument ist.