Prof. in Dr. Sigrid Hofer: Bohème in Karl-Marx-Stadt. Künstlerfeste zwischen Subkultur und Staatssicherheit

Künstlerfeste spielten in der DDR eine immense Rolle. Ohne zu übertreiben lässt sich formulieren, dass unangepasste Kunst in der DDR ohne die Feste nicht denkbar war, denn diese führten künstlerische Aktionen, Performances, Happenings und das kollektive Arbeiten an großen Leinwandbildern zusammen. Sie waren zudem mit Musikdarbietungen, Theatereinlagen, Lesungen, Auktionen und selbst Fußballspielen verbunden und stellten medienübergreifende Ereignisse dar, dies lange bevor von der Entgrenzung der Künste gesprochen wurde. Sie waren angelegt als Feste an den Kunsthochschulen oder als private Veranstaltungen, die von Künstlergruppen bzw. »Produzentengalerien« organisiert wurden.

Wie sich nach der Wende herausstellen sollte, waren die Feste trotz diverser Vorsichtsmaßnahmen von Stasi-Mitarbeitern unterwandert. Mitunter zählten jene sogar zum engen Freundeskreis, wie dies bei der Künstlergruppe Clara Mosch in Karl-Marx-Stadt – heute wieder Chemnitz – der Fall war. Dort lieferte ein Spitzel über die Jahre detaillierte fotografische Dokumentationen, deren umfangreicher Bestand es uns heute ermöglicht, die Events zu rekonstruieren. Inwiefern hier politische Aktion und partizipatorischer Kunstanspruch, bohèmienhaftes Künstlerverständnis, Lebensfreude und notwendige Entladung aufgestauter Politikrepressionen dominierten bzw. miteinander verwoben waren, soll exemplarisch an den in der ganzen DDR berühmten Festen der Clara Mosch diskutiert werden.

Sigrid Hofer, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Ethnologie in München, Berlin und Bamberg. 1985 Promotion mit einer architekturtheoretischen Arbeit zur Ornamentik in der Barockzeit. Im Anschluss Wiss. Mitarbeiterin in der Denkmalpflege und im Museum, Wissenschaftliche Assistentin an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, 1998 Habilitation mit einer Untersuchung zur Reformarchitektur in Deutschland. 1998–2001 Vertretungsprofessorin in Frankfurt a.M. 2002 Gastkuratorin am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt a.M. Seit April 2003 Professorin für Kunstgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, seit Oktober 2003 an der Philipps-Universität Marburg. Gründerin des »Arbeitskreises Kunst in der DDR« und Herausgeberin der Schriftenreihe desselben. 2008–09 Arbeitssaufenthalt am Getty Center, Santa Monica/USA. Zuletzt 2013/14 Fulbright Distinguished Chair an der University of California, Santa Barbara/USA. Forschungsschwerpunkte: Malerei des 19. Jahrhunderts, Kunst und Architektur um 1900, Kunst nach 1945, Deutsch-Deutsche Kunstgeschichte.
Der Vortrag kann als Vortrag im Kunst- und Designdiskurs angerechnet werden.

Ort: Kesselhaus der Muthesius Kunsthochschule; Legienstraße 35, 24103 Kiel
Datum: Dienstag, 12.06.2018
Zeit: 19:30 – 21:00
12.06.2018 ,

Im Fokus

Im Fokus

Übergeordnetes Ziel der Muthesius Kunsthochschule in Kiel ist es, durch künstlerisch-gestalterische Entwicklungs- und Forschungsvorhaben als Kristallisationspunkt für Arbeiten und geistige Auseinandersetzungen auf den Gebieten der Kunst, der Raumkonzeption und des Designs zu wirken. Die Muthesius Kunsthochschule in Kiel als einzige Kunsthochschule des Landes Schleswig-Holstein ist nicht nur ein Ort der Ermöglichung kulturell relevant werdender Biografien, sondern mit ihrem Projektstudium auch ein Ort besonderer Experimente und Realisierungen.
 Die Profile der Masterstudiengänge stellen teilweise in der Bundesrepublik einzigartige Studienangebote und Entwicklungsmöglichkeiten für Studierende dar.

„Im Zentrum der Muthesius Kunsthochschule steht die Kunst, das Künstlerische und das Gestalterische, das Schaffende und die Produktivität. Um diese Mitte bewegt sich auch das grundsätzliche Verhältnis von Theorie und Praxis. Dieses Wechselverhältnis ist ein permanenter Prozess, eine kreisende Bewegung um das von Kunst und Design ausgehaltene Zentrum. Es ist Freiraum nötig, um sich zu bewegen. Deshalb ist die erste Bedingung für Kunst und Design an unserer Hochschule Freiheit! Zum Studium an der Muthesius Kunsthochschule gehört der Wille, diese Freiheit zu nutzen, um zu einer ebenso kreativen wie produktiven Persönlichkeit heranzureifen. So können wir unseren Studierenden persönliche Biografien ermöglichen“, verspricht Präsident Dr. Arne Zerbst.

Rund 660 Studienplätze verteilen sich zurzeit auf die Studiengänge Freie Kunst, Freie Kunst Lehramt am Gymnasium, Raumstrategien, Kommunikationsdesign und Industriedesign.

FORSCHUNG UND PROJEKTE

Das Studium an der Muthesius Kunsthochschule ist projektorientiert. Studierende werden frühzeitig ermutigt, Erfahrungen mit realen Auftraggebern zu machen. Mit dem Zentrum für Medien wurde eine  interdisziplinär arbeitende Einrichtung geschaffen, die den Studierenden dabei helfen, ihre Projekte erfolgreich zu realisieren.
Durch die Teilnahme an Exzellenzclustern zählt die Muthesius Kunsthochschule zu jenen international sichtbaren und wettbewerbsfähigen Forschungseinrichtungen, die dazu beitragen, den Wissenschaftsstandort Deutschland nachhaltig zu stärken. Zahlreiche Kooperationspartner auf lokaler, nationaler wie internationaler Ebene schätzen an der Muthesius Kunsthochschule ihre interdisziplinäre Kursstruktur sowie das persönliche Klima mit Semesterstärken von maximal 20 Studierenden – eine hervorragende Basis für Diskurse mit Innovationspotential.

INTERNATIONALITÄT

Studierende und Lehrende setzen sich jedes Semester im Rahmen interdisziplinärer Workshop-Wochen und hochschulintern organisierter, öffentlicher Symposien mit nationalen und internationalen Positionen in Kunst und Design auseinander. Internationale Dozenten sind stets Bestandteil dieser Pflichtveranstaltungen. Aus über 30 Ländern der Welt kommen junge Menschen in Kiel zum Kunst- und Designstudium zusammen. Ihr Anteil an der Studierendenschaft beträgt 14 Prozent, Tendenz steigend. Damit liegt die Muthesius Kunsthochschule weit über dem Bundesdurchschnitt.

WEBLOGS DER LEHRGEBIETE

Um die Vielfalt der Muthesius Kunsthochschule darstellbar zu machen, gibt es neben den »offiziellen« Informationsseiten (die farbige Hälfte dieser Webseite) über 40 Weblogs (die weiße Hälfte dieser Webseite), die von den einzelnen Lehrgebieten selbst gepflegt aktualisiert werden.

Für ganz Eilige haben wir hier eine kurze Bookmarkliste zusammengestellt:
Das digitale Vorlesungsverzeichnis
Who is who an der Muthesius
-Personenverzeichnis
Medienformationen für die Presse
Die Termine der Mappenberatung

Bibliothek (Katalog und Öffnungszeiten)

 

SEMESTERZEITEN

Wintersemester 2023/24
Semesterzeitraum: 01.10.2023 – 31.03.2024
Vorlesungszeit: 23.10.2023 – 16.02.2024
(Unterrichtsfrei: 23.12.2023-7.1.2024)

Sommersemester 2024
Semesterzeitraum: 01.04.2024 – 30.09.2024
Vorlesungszeit: 02.04.2024 – 19.07.2024

Wintersemester 2024/2025
Semesterzeitraum: 01.10.2024 – 31.03.2025
Vorlesungszeit: 14.10.2024 – 14.02.2025
(Unterrichtsfrei 21.12.2024 – 06.01.2025)

Sommersemester 2025
Semesterzeitraum: 01.04.2025 – 30.09.2025
Vorlesungszeit: 14.04.2025 – 25.07.2025

 

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Die Muthesius Kunsthochschule tritt entschieden für die Anerkennung und Akzeptanz jeglicher Identitätskonzepte (LGBTQIA*) jenseits von binärer Geschlechterordnung und Heterosexualität ein.
(Bitte informieren Sie sich über die Gleichstellungsarbeit auf der Website der Kommission für Gleichstellung und Diversität: E-Mail: gleichstellungskommission@muthesius.de.)