Die Landeshauptstadt Kiel (das Amt für Kultur und Weiterbildung) lädt Kulturschaffende aus dem Stadtteil Kiel-Gaarden zur Teilnahme an einem Wettbewerb zur Projektentwicklung und –umsetzung interventionistischer Kunst im öffentlichen Raum in Kiel-Gaarden ein. Die installierte Arbeit „Möllner Fassade“ des Raumstrategen Thies Warnke auf dem Bahide-Arslan-Platz bildet dabei vom 4.-12. September 2020 ein temporäres Denkmal des Möllner Brandanschlages im öffentlichen Raum in Kiel- Gaarden.
1992 verübten Neonazis die Brandanschläge von Mölln. Bahide Arslan starb in den Flammen, bei dem Versuch ihre Verwandten zu retten. Die Familie Arslan hat mit ihrer „Möllner Rede im Exil” erkämpft, von ihrer direkt betroffenen Position eine strukturelle Position einzunehmen.
„Das Problem heißt Rassismus”, „Erinnern und Kämpfen”, „Kein Vergeben, kein Vergessen” sind Sätze der Familie, die immer wieder fallen, um zu mahnen. Dies verdeutlicht, dass Gedenken kein abgeschlossenes Vorhaben ist, sondern auch ein aktives Handeln einfordert. Das Handeln der Familie Arslan klagt das Problem Rassismus an, dabei werden seit dem Anfang der „Möllner Rede im Exil“ 2013 Personen eingeladen, die sich gegen Rassismus oder Faschismus engagieren und das Anliegen der Familie teilen. Dieses Handeln sollte sich auch in der interventionistischen Kunst abbilden.
Konzept der Arbeit
Die Möllner Fassade stellt die Silhouette des 1992 angezündeten Hauses in einem 1:1 Maßstab dar. Das temporäre Denkmal bezieht sich durch seine bildliche Übertragbarkeit und einer angebrachten Laufschrift-Anzeigetafel direkt auf die drei ermordeten Familienmitglieder. Als aufgestellte weiße Fassade deutet sie jedoch genauso das strukturelle Problem an. Die Arbeit Möllner Fassade soll konkret als vermittelnde Schnittstelle die Position einnehmen, die die Geschichten von den Betroffenen erzählt. Die Möllner Fassade macht die Geschichte fühlbar. Durch das Nennen der Namen werden die unterschiedlichen Lebensgeschichten vorstellbar und wiederbelebt. Thies Warnke zeigt den Betrachter*innen keine aufrüttelnden Bilder, lässt diese aber durch die wenigen Informationen entstehen und erinnert somit an das Gedenken des Möllner Brandanschlags.
Zeit: Ganztägig