Wenn am Freitag, 26. August, von 19 bis 24 Uhr Kunst- und Kultureinrichtungen zur Museumsnacht ihre Türen öffnen, zeigen auch Studierende und Absolventinnen sowie Absolventen der Muthesius Kunsthochschule ihre Werke. In fünf teilnehmenden Einrichtungen, deren Fokus sonst nicht auf dem Ausstellen zeitgenössischer Kunst liegt, sorgen sie mit ihren künstlerischen Interventionen für überraschende und neuartige Kunsterlebnisse. Melanie Leßmann und Sven Christian Schuch haben die Auswahl an Institutionen und Künstler*innen kuratiert.
Im Maschinenmuseum in der Wik, im Flandernbunker, im Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei, an der Fachhochschule Kiel, in der Medizin- und Pharmaziehistorischen Sammlung und außerdem dem hochschuleigenen Ausstellungsraum sp ce I Muthesius präsentieren folgende Künstlerinnen und Künstler ihre Werke:
Max Holzer und Nikolai Renée Goldmann intervenieren mit ihren skulpturalen Arbeiten zur Langen Nacht der Museen im Maschinenmuseum.
Am Kiel-Kanal 44
24106 Kiel
Im Kontext der vielen Objekte, die im Maschinenmuseum teils in Vitrinen verwahrt werden und nicht berührt werden dürfen oder nur zu besonderen Anlässen vom Museumsleiter persönlich betrieben werden, stellt Max Holzer ein sogenanntes Benchmark her. Diese Benchmarks werden verwendet, um Drucker zu kalibrieren und deren Genauigkeit zu ermitteln. In diesem Fall ist das Benchmark ein Modell eines dreizylindrigen Motors, den Holzer manuell durch Auftragen mehrerer Schichten bildhauerisch herstellt.
Nikolai Renée Goldmann hat ein Objekt im Sinne eines Controllers zur Interaktion mit einer imaginären Maschine konzipiert. Der Fokus liegt auf einem rein virtuellen, taktilen, sinn-ästhetischen Moment, der Antizipation der vermuteten Anwendung des Objekts und der zugehörigen körperlichen Choreografie, die verwehrt bleiben und rein in der subjektiven Vorstellung des Betrachters stattfinden.
Das Objekt 21st Century Skills ist im Kontext der umgebenden musealen Bedingungen und Ausstellungsstücke zu sehen, nähert sich in Form und Gestus ihrer technoiden Anmutung, bleibt aber unscharf und fiktiv, hat im Gegensatz zu den ihm verwandten Maschinen keine festgeschriebene Aufgabe.
Im Flandernbunker greift die Künstlerin Anna Ruscher aus der Klasse für Interdisziplinäre künstlerische Praxis Themen und Emotionen des Ortes für ihre Installation auf.
Kiellinie 249
24106 Kiel
Anna Ruschers Arbeit Sicherheit wird vor Ort aus einer alten Nussbaumholz-Schrankwand entstehen. Ihre aktuelle künstlerische Auseinandersetzung steht im Kontext zum Flandernbunker und seiner Geschichte. Die Künstlerin setzt sich mit dem menschlichen Grundbedürfnis nach Sicherheit auseinander. Aus einem alten Schrank entsteht ein Bunker im Bunker.
Die dafür verwendete für die deutsche Nachkriegsgeneration obligatorische Schrankwand im „Gelsenkirchener Barock“ steht allegorisch für dieses unverrückbare Gefühl von Sicherheit, Beständigkeit, Wohlstand. Und manifestiert gleichzeitig das unabdingbare Bedürfnis, einen steten Halt im privaten Raum zu etablieren.
Malereien von Sara Petrickova werden im Medizinhistorischen Museum räumlich inszeniert und von historischen Artefakten gerahmt.
Brunswiker Str. 2
24105 Kiel
Die in Deutschland lebende und arbeitende Malerin Sara Petrickova beschäftigt sich in ihren Gemälden mit der Thematik des Kampfes. Sie vergleicht dabei die Ausübung des Sports mit dem malerischen Schaffensprozess, bei dem sie sich einerseits stark und unbesiegbar fühlen kann, im gleichen Moment aber auch Ängste zu überwinden hat. Szenen voll physischer Verausgabung werden in poetischen, schnellen Pinselbewegungen in ihren Malereien fast schemenhaft auf das Wesentliche reduziert. Mit ihrer kraftvollen Arbeitsweise gelingt es der Malerin, gegensätzliche Eigenschaften zu vereinen: Zerbrechlichkeit und Stärke, Verletzlichkeit und Härte, Leichtigkeit und das Beständige des Bildes.
Studierende der Medienklasse Professor Andreas Greiner entwickeln für das Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei eine multimediale Intervention.
Grenzstr. 1
24149 Kiel
In der Metallgießerei werden in der Museumsnacht Arbeiten von Studierenden aus der Fachklasse Medienkunst, Kunst mit Medien von Professor Andreas Greiner gezeigt. Darunter eine Einzelarbeit von Ivon Kim, eine Gruppenarbeit von Hannah W. Wetzien, Malin Müller und Lena Krüger sowie Lena Muley und Lisa Karnauke mit Musik von Christian Werner Sierra.
Ivon Kims Videoinstallation zeigt einen Ort, an dem Wasser abgelassen wurde. Dieses Objekt, das nach einem Wolkenbruch zu sehen ist, kann den klaren Himmel reflektieren, bunte Lichter aufleuchten lassen oder Momente des Alltags in einem Augenblick festhalten. Abhängig von der Zeit, dem Betrachtungswinkel, dem Ort und vom Wetter des Tages eröffnet sich diese eine Szene nur für diese eine Person, in diesem einen Moment.
Die Gruppenarbeit von Hannah W. Wetzien, Malin Müller, Lena Krüger, Lena Muley, Lisa Karnauke mit Musik von Christian Werner Sierra zeigt eine Reaktion auf den Kontext des Industriemuseums. Die Studierenden erarbeiten in ihrer Videoprojektion reflektierte Eindrücke und Assoziationen zum Ort. Verflüssigtes Zinn trifft auf Wasser und erstarrt. Der Prozess des Zinngießens wird zum Ausgangspunkt dieser kollektiven Videoarbeit, in der individuelle Erzählstränge miteinander verwoben werden.
Die Werke verbleiben voraussichtlich bis Ende September im Gießereimuseum.
Elkin Salamanca reiht sich mit einer künstlerischen Animation in die Welt der Computerspiele an der Fachhochschule Kiel, Audimax C 18 ein.
Sokratesplatz 3
24149 Kiel
Elkin Salamanca hat bereits in Bogota und Mexico City studiert und ist seit 2021 in Kiel an der Muthesius Kunsthochschule im Masterstudiengang Freie Kunst eingeschrieben. Der Künstler zeigt in der Mehrzweckhalle und im Hörsaal auf dem Campus der Fachhochschule in Korrespondenz zu den klassischen Videospielen auf den Heimcomputern seine Arbeit „Pululo“. In die Installation ist ein Computerspiel integriert, das eine direkte und etwas burleske Antwort auf die neuen, digitalen Wege der Suche nach Partnerschaften und Paarbeziehungen darstellt.
„Pululo“ ist ein interaktives Werk, ein Computerspiel, das die Verwendung von Spielmechanismen und die Gamifizierung unserer Lebenswelt demonstriert. Anwendungen wie Tinder, Grinder, c.date, Parship und andere arbeiten mit ebensolchen Mechanismen und beeinflussen uns und unsere Art, Beziehung zu anderen einzugehen.
Im neuen Ausstellungsraum der Muthesius Kunsthochschule sp ce präsentiert die Künstlerin Nilofar Rezai Arbeiten, die im Rahmen der Muthesiusprojekte entstanden sind.
Andreas-Gayk-Str. 7-11
24103 Kiel
Der neue Ausstellungsraum der Muthesius Kunsthochschule sp ce präsentiert vom 26. August bis 18. September eine Einzelausstellung der Künstlerin Nilofar Rezai mit der Premiere der Arbeit Unter der Oberfläche, in deren Zentrum eine 3-Kanal-Videoinstallation einen radikal-intimen Einblick in die Selbstbestimmung der Frau über ihren Körper liefert. Dieses Thema bleibt vor dem Hintergrund von Nachrichten rund um die Abschaffung des Abtreibungsrechtes in Ländern wie Polen und den USA oder auch der hitzig geführten Debatte um den umstrittenen Paragrafen 219a in Deutschland ein hochaktuelles. In der Museumsnacht führt die Künstlerin um 19 Uhr durch die Ausstellung.
Die Ausstellung ist bis zum 18. September zu sehen. Die Eröffnung findet am Donnerstag, 25. August, von 18 bis 21 Uhr statt.
Weitere Informationen zu Programm und Veranstaltungen finden Sie auf der Website der Museumsnacht: www.museumsnacht-kiel.de